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Sehenswürdigkeiten

Roudnice nad Labem (deutsch Raudnitz an der Elbe) ist eine Stadt in der nordböhmischen Region Ústecký kraj in Tschechien. Sie liegt am linken Ufer der Elbe in der Nähe des 456 m hohen Říp (Sankt Georgsberg), um den sich die Legende vom Urvater Čech rankt.

Raudnitzer Schloss

Das Frühbarockschloss in Raudnitz an der Elbe entstand in Jahren 1652 – 1684 auf dem Platz der ursprünglichen romanischen Burg und wurde später erweitert und umgebaut. Kurz nach der Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde während der Herrschaft von Jan Tarnovský von Tarnov von italienischen Baumeistern der Ostflügel des Schlosses erbaut, der auf den Rundturm , der die Ostbeendung der Burg bildete, anknüpfte. Weitere Bauveränderungen folgten nach der Übernahme der Herrengüter von Vilém von Rožmberk im Jahr 1575. Seine vierte Frau Polyxena von Pernštejn heiratete nach der Verwitwung im Jahr 1603 Zdeněk Vojtěch Popel von Lobkowicz. Nach der Trauung vermehrten sich die Bauaktivitäten des Ehepaars und sie lieβen den neuen Westflügel aufbauen. Damit gewann das ganze Areal seine typische geschlossene trapezförmige Gestalt. Eine ganz neue Bauepoche begann während der Herrschaft von Vaclav Eusebio von Lobkowicz. Er entschied sich im Jahr 1652 zu einer radikalen Umbauung des ursprünglichen Areals. Der erste unter den eingeladenen italienischen Architekten war Pietro Colombo. Er führte die Rekonstruktionen des bisherigen Areals durch. Der nächste Architekt war Francesco Caratti. Er entwarf die regelmäβige Disposition mit vier Flügeln um einen gechlossenen rechteckigen Platz. Er nahm aber nur an den Vorbereitungsarbeiten und an der Realisation der unteren Stockwerke des Ostflügels teil. Nach ihm setzte das Bauwerk Carlo Orsolini fort, der aber früh starb, und nachfolgend übernahm den Bau Antonio Porta (1668), der den im Jahr 1652 angefangenen Bau im Jahr 1684 zum erfolgreichen Vollenden brachte. Das Schloss wurde mit einem sehr wetvollen Mobiliar eingerichtet. Hier war die Lobkowiczer Bibliothek, in die im 17. Jahrhundert die berühmte Sammlung der Handschriften des Humanisten Bohuslav Hasištejnský von Lobkowitz einverleibt wurde, weiter das Lobkowiczer Stammarchiv, Museum, dessen Bestandteile eine hervorragende Sammlung der Waffen, der italienischen und Delfter Fayence, des Porzellans, des Silbers, des Glases, der Miniaturen und der Möbel waren. Im Schloss befand sich auch die berühmte Raudnitzer Sammlung der Bilder, die durch die Verbindung der Rožmberger, Pernštejner und Lobkowiczer Gemäldegalerie entstand und die durch die Gesamtheit der Porträts von spanischen, niederländischen und mitteleuropäischen Malern hervorragte. Während des zweiten Weltkriegs diente das Schloss als Kaserne der deutschen, nach dem Krieg der tschechischen Armee. In der folgenden Epoche hatte in Räumen des Raudnitzer Schlosses bis zum Jahr 2009 das Armeekonservatorium seinen Sitz. 


Wachtturm

Der Wachtturm ist der einzige überlieferte Rest der Befestigung aus dem alten Raudnitz. Die frühere Altstadt befand sich im Raum des heutigen Jan von Dražice-Platzes und Poděbradsstraβe. Ursprünglich wurde sie mit einem Holzwall umgrenzt, erst später lieβ Erzbischof Jan Očko von Vlašim nach dem Jahr 1378 einen festen Mauerwall mit Stadttoren erbauen. Als ein Bestandteil der Befestigung wurde auf einem erhöhten Platz ein gotischer Wacht- und Meldeturm aufgebaut, der heutige Wachtturm. Bis zur Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde er nirgendwie beschädigt mit Ausnahme des Jahres 1665, wann er bei einem groβen Brand der Stadt fast zerstört wurde. Im 18. Jahrhundert wurde er rekonstruiert und für einen neuen Zweck umgebaut. Hier wurde ein Wasserspeicher für die Fontäne auf dem Pferdeplatz, dem heutigen Husplatz, situiert.

 


Kirche Mariä Geburt, Augustinerkloster

Das Kloster stiftete Bischof Jan IV. von Dražice für den neuen Orden der augustinianischen Kanoniker. Der Grundstein wurde im Jahr 1333 gelegt und der Bau dauerte über 20 Jahre. Der Klosterkomplex besteht aus der Kirche Mariä Geburt und dem Konventgebäude. Der Konvent hatte ursprünglich ein quadratförmiges Ambit mit einem Paradiesgarten, im Osten mit einem Kapitelhaus. Die Klosterkirche Mariä Geburt ist ein typisches Gebäude der tschechischen Gotik aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie hat die Form einer dreischiffigen Basilika mit einem reichlich verzierten Presbyterium. Im 14. Jahrhundert übte der Raudnitzer Orden eine aktive Tätigkeit aus. Am Ende dieses Jahrhunderts waren hier ungefähr 30 Kanoniker. Den ersten Schlag erhielt das Kloster im Jahr 1421 beim Feldzug von Jan Žižka von Trocnov aus Leitmeritz nach Prag, weil das Kloster beschädigt und ausgebrannt wurde. Im Jahr 1431 hörte Raudnitz auf, das Eigentum der Prager Erzbischöfe zu sein und überging in die Verwaltung des weltlichen Feudalherrn Jan Smiřický. Die Wende für das Kloster bedeutete das Jahr 1603, weil die Raudnitzer Herrengüter in die Hände der Familie Lobkowicz übergingen. Die Ehefrau von Zdeněk Vojtěch Popel von Lobkowicz, Polyxena (geboren von Pernštejn), erwirkte für die hiesige Pfarrei den Titel Propstei. Das Kloster brannte mehrmals aus und erlebte die wesentliche Rekonstruktion erst im Jahr 1725, als es von dem berühmtesten nordböhmischen Architekten dieser Zeit, Octavio Broggio, überbaut wurde. Durch seinen Eingriff wurde vor allem die Kirche renoviert und das im Stil der sogenannten Barockgotik. Im Rahmen dieses Umbaus musste der Nordteil des Amtits niedergerissen werden. Die Altäre der Seitenschiffe und beide Seitenaltäre im Presbyterium stammen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und ihr Autor ist Bildhauer J. Hennevogel. Der Hauptaltar ist dann das Werk von seinem Schüler J. I. König und ist aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Von diesem Autor ist auch die im Jahr 1777 gebaute Kanzel mit der Rokokoverzierung. Die Presbyteriumwände sind dann mit der Serie der 12 Tafelbilder des „Passionszyklus“ vom Maler Hans Hees und mit der Kopie des Votivbildes von Jan Očko von Vlašim bestückt. Die hiesige Merkwürdigkeit ist die aus der Kirche ausflieβende Erzquelle. Sie sollte der Legende nach den Namen der Stadt Roudnice geben. 


St.-Joseph-Kapelle

Die St.-Joseph-Kapelle (Patron der Sterbenden und des guten Todes) wurde in Jahren 1767 – 1777 als eine Spitalkapelle am Prager Tor aufgebaut. Sie war also im Besitz des Spitals, das hier seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts existierte. Ursprünglich stand das Spital an der Elbe, neben der St.-Wenceslaus-Kirche (die wurde in den dreiβiger Jahren des 14. Jahrhunderts von Jan von Dražice gegründet). Während des dreiβigjährigen Krieges wurde sie schwer beschädigt und in den südwestlichen Teil der Stadt umgezogen (heute Neruda- und Riegerstraβe). Es geht um einen Barockbau, der aus einem Vorraum mit einem einfachen Eingang und einem Raum der Kapelle besteht, die Form eines viereckigen in eine Kuppel gewölbten Raumes hat, der mit einer sogenannten Laterne mit vier Fenstern beendet ist. Das innere Gewölbe der Kuppel ist mit Gemälden von einem unbekannten Autor geschmückt, die die vier Evangelisten und figurale Kompositionen „Verlobung der Jungfrau Maria“ und „Flucht nach Ägypten“ darstellen. Der Altar aus dem Kunstmarmor stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. 


St.-Wilhelm-Kapelle

Auf dem Platz des ehemaligen, „Na stínadlech“ genannten Schafotts lieβen in Jahren 1726 – 1728 der Besitzer der Raudnitzer Herrengüter Filip Hyacint von Lobkowicz und seine zweite Frau Anna Maria Wilhelmina, Fürstin von Althan, die St.-Wilhelm-Kapelle (der heilige Wilhelm war Patron aller Verurteilten) erbauen. Mit dem Aufbau wurde damals der bedeutendste nordböhmische Architekt des Hochbarocks Octavio Broggio beauftragt, der in dieser Zeit die Rekontruktion der Kirche Mariä Geburt im Augustinianerkloster führte. Der Bau ist durch den rechteckigen Grundriss mit der dynamisch durchgebogenen Stirnseite, durch die das Gebälk tragenden Seitenpilaster und durch den reichlich geformten Sims gekennzeichnet. Das architektonisch einfache Aussehen des Innenraums ist mit Fresken von Václav Vavřinec Reiner verziert. In den Ecken auf den Pandativen sind vier Haupttugenden dargestellt (Glauben, Hoffnung, Liebe und Gerechtigkeit). Darüber erstreckt sich ein Fresco, das die heilige Dreifaltigkeit, den Gott, Vater und Sohn mit der auf den Wolken thronenden und von den Engeln getragenen Taube darstellt. Das groβe Kreuz symbolisiert dann die Passion Christi. Der Hauptaltar ist mit einem Altarbild verziert, das den Patron der Kapelle, den heiligen Wilhelm, darstellt. Die gesamte schöpferische (malerische, architektonische und bildhauerische) Tätigkeit bildet die estetische Stilzusammengehörigkeit. Die St.-Wilhelm-Kapelle gehört damit unter die Perlen des tschechischen Hochbarocks. 


Kratochvíls Aussichtsturm

Der Aussichtsturm wurde auf Antrieb der „Raudnitzer Říp-Darlehenskasse“ zu ihrem 60. Jahrestag erbaut. Zu diesem Zweck wurde ein erhöhter Ort über der Stadt in der Nähe von Krabčicer Straβe ausgewählt. Roudnice konnte sich so mit einer schönen Aussicht und einem architektonisch hochwertigen Werk rühmen. Mit dem Projekt des Aussichtsturms wurde die Technische Hochschule in Prag beauftragt und nach dem Entwurf von Ing. Otakar Štěpánek realisierte den Bau Raudnitzer Baufirma Hádl und Hájek. Der Aussichtsturm ist ein rein funktionalistischer Bau des runden Grundrisses, dessen Aussichtsfläche von sechs schmalen Säulen getragen ist. Durch die Mitte des Baus durchläuft eine Säule, die am oberen Ende ein rundes und flaches Dach trägt. Der Mittelsäule entlang umläuft eine Spindeltreppe. Auf dem Umkreis der oberen Kante des Geländers auf der Aussichtsplattform wurden Kupfertafeln mit dem schematisch dargestellten Panorama der Umgebung installiert. Im unteren Teil des Aussichtsturms ist eine Relieftafel, auf der der vordere tschechische Wiedergeburtsträger und Bahnbrecher der modernen Wirtschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Václav Kratochvíl dargestellt ist. Er war unter anderem ein Begründer der „Raudnitzer Říp-Darlehenskasse“. Kratochvíls Aussichtsturm ist gemeinsam mit dem Aussichtsturm auf dem Mostná-Berg der am niedrigsten stehende Aussichtsturm in Tschechien (230 m).

 


„Podřipské“ Museum

„Podřipské“ Museum, schon im Jahr 1900 gegründet, war nach seinem Untergang auf der Wende der 50. und 60. Jahre des 20. Jahrhunderts im Jahr 2004 erneuert. Die Dauerausstellung in der heuigen Form stellt das Gesamtbild der Geschichte und Besiedlung von Roudnice n. L. und der Raudnitzer Region dar, das mit der Urzeitepoche beginnt, die mit vielen archäologischen Funden, aber auch mit einem Modell des Hauses aus der jüngeren Steinzeit repräsentiert ist. Dieser Teil der Exposition ist mit einer Mineraliensammlung aus ganz Böhmen und Mähren und mit einer kleinen Gemäldegalerie ergänzt, was die geologische Entwicklung des Berges Říp von Anfang an bis zu der Gegenwart dokumentiert. In dem mittelalterlichen Teil der Exposition dominiert unter anderen Exponaten das steinerne Zeichen des Bischofs Jan IV. von Dražice, das ursprünglich ein Bestandteil der gotischen Brücke (der drittälteste Bau seiner Art in unserem Staat) über der Elbe war. Die Bestandteile der Exposition sind auch unikate hölzerne Konstruktionselemente dieser Brücke, daneben auch Steinblöcke, die aus verschiedenen Brückenteilen stammen. Im weiteren Teil der Exposition lernt der Besucher die Geschichte der Familie Lobkowicz kennen, die in Roudnice seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts wirkte. Zum Ansehen sind auch mehrere Exponate aus dieser Epoche, wie die zwölfteilige hölzerne Tafelkrippe oder Bilderzyklus des Kreuzweges vom Maler M. Künzel, der ursprünglich in St.-Barbara-Kirche in Ječovice war. Die moderne Geschichte ist mit zeitgenössischen Fotografien und Archivalien vertreten, die das Leben in der Stadt und seiner Umgebung im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentieren. In diesen Teil der Dauerexposition gehört auch eine der Raudnitzer Firma „Veselý“ gewidmete Abteilung . Diese Firma war in den 20. Jahren des 20. Jahrhunderts ein bedeutender Repräsentant der Spielzeugindustrie auf der Republikebene und wurde durch die Produktion der polytechnischen Baukästen Archimedes oder Edison für Kinder bekannt. In dieser Abteilung findet der Besucher auch ein sehr attraktives Modell des Berges Říp, dessen Vorbild eine bekannte Postkarte mit der futuristischen Thematik „Říp der Zukunft“ war. Die Merkwürdigkeit des Modells „mechanischer Říp“ ist, dass es aus Bestandteilen des Baukastens Merkur erzeugt wurde. Der weiter Teil der Exposition ist die numismatische Sammlung. Die ist aus Münzen gebildet, die die Entwicklung des tschechischen Münzwesens seit dem 11. Jahrhundert bis zum Untergang der Tschechoslowakei darstellt. 


Říp

Die Dominante der hiesigen Region lockt zu Ausflügen. Der Legende nach war auf den Říp der Urvater Čech (Tscheche) mit seinem Geleit aufgestiegen. Heute gehört dieser Ort zu den Symbolen der tschechischen Staatlichkeit. Berg Říp zog die Aufmerksamkeit der hiesigen Bewohner schon in viel älteren Epochen an, was auch archäologische Funde aus der jüngeren oder späten Steinzeit oder aus der jüngeren Bronzezeit beweisen. Auf dem Gipfel, in der Seehöhe von 456 m, steht die romanische St.-Georg- und St.-Adalbert-Rotunde. Dieser Bau wurde im Jahr 1126 vom tschechischen Fürsten Soběslav I. anlässlich seines Sieges über dem deutschen König Lothar III. in der berühmten Schlacht bei Chlumec erneuert. Ihr heutiges Aussehen ist ein Ergebnis einiger Rekonstruktionen aus dem 19. bis 21. Jahrhundert. Innen ist eine Sandsteintafel mit einer Reliefdarstellung des Kampfes des heiligen Georges und des Drachens von Bernard Otto Seeling aus dem Jahr 1870 und die St.-Georg-Statue, die Bildhauer Eduard Veselý im Jahr 1881 schuf (An der Dekorierung des Innenraums nahm der akademische Bildhauer Stanislav Hanzlík teil). Alljährlich findet hier St.-Georg-Wallfahrt statt. 


Raudnitzer Burg

Auf der steinernen Landzunge über dem Fluss Elbe wurde in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts eine massive steinerne Burg aufgebaut. Der Platz für den Bau wurde nicht zufällig ausgewählt, denn es ging um eine strategisch sehr vorteilhaft gelegene Lokalität mit der Möglichkeit der Kontrolle des Wasserwegs, des Überganges über den Fluss Elbe und der herum laufenden Handelsverbindung, des sogennanten Lausitzerweges. Die romanische Burg entstand nicht auf der „grünen Wiese“. Es ist möglich, dass es hier schon im 10. Jahrhundert eine Wachtburgstätte der Přemysliden gab. Aus dem ursprünglichen Palast der romanischen Burg blieb unter der nordwestlichen Terasse des Schlosses bis zu den heutigen Tagen das Umfangsmauerwerk erhalten, gefestigt mit einigen Türmchen. Weiter blieb auch der groβe Erdgeschosssaal erhalten, der in der Höhe des heutigen Hofplatzes situiert ist und der teilweise unterkellert ist. Dieser zweischiffige Saal wurde mit zehn Feldern der Kreuzgewölbe geschlossen, die auf Mittelsäulen gewölbt sind. Ein Bestandteil des Palasts war auch eine subtile Kapelle, die in einem der Türmchen situiert war. Dank der aus dem 16. Jahrhundert erhaltenen Pläne ist bekannt, dass sich der Palast weiter in östlicher Richtung erstreckte und mit einem massiven Rundturm beendet war. Es ist aber nicht sicher, dass er gleich mit dem Palast entstand oder des jüngeren Datums ist. Auch ist nichts gewiss über weitere mögliche Überbauungen der Burg und über die Art ihrer Befestigung. Aus den Überresten ist doch sichtbar, dass es um einen merkwürdigen Bau ging, der ihrer Erbauer würdig war – der Prager Bischöfe, denen damals Raudnitz gehörte. Es ist bis heute nicht eindeutig festgestellt, welcher von ihnen der Stifter und Erbauer der Burg war, meistens sind zwei Kandidaten erwähnt, die zu den bedeutendsten Bischöfen aller Zeiten gehörten: Daniel (1148 – 1167) und Jindřich Břetislav (1182 – 1197). Die Burg war der beliebte Sitz der meisten Bischöfe und später Erzbischöfe. Zum Priester sollte hier auch Jan Hus geweiht werden. Obwohl während der Hussitenkriege die Burg militärisch durchstand und bei ihrer Belagerung weder die Taboriten und Weisenkinder im Jahr 1425, noch die Prager im Jahr 1428 Erfolg hatten, zwangen ökonomische Konsequenzen der Kriege den Erzbischof Konrad von Vechta, die Raudnitzer Güter zu verkaufen. Jan Smiřický war der erste aus der langen Reihe der weltlichen Herren, die später die Burg umbauten, ergänzten und modifizierten. 


Rathaus

Das Pseudorenaissancerathaus wurde auf dem Platz zweier mittelalterlichen Häuser im Jahr 1869 nach dem Projekt des Architekten Kuželovský erbaut. Das ursprüngliche Renaissancerathaus befand sich dort, wo die heutige Stadtbibliothek steht. Der Anbau des Rathauses, das Haus Nr. 22, ist aus Jahren 1899 – 1900. Die Hausfassade entwarf Alois Samohrd und Fresken schuf Láďa Novák. Zu Seiten des dreiteiligen Fensters sieht man allegorische Weibgestalten, die links „Selbstverwaltung der Heimat“ und rechts „Gerechtigkeit“ darstellen.

 


Kornhaus und St.-Johannes- Nepomuk-Statue

Die Bauhütte von Antonio Porta konzentrierte sich nach dem Fertigmachen des Schlosses auch auf die Erbauung der umliegenden Wirtschaftsgebäude. Das Kornhaus, oder Speicher, wurde im Barockstil in dem letzten Viertel des 17. Jahrhunderts aufgebaut. Vor dem Speicher steht eine Säule aus dem Jahr 1721 mit der Statue des heiligen Johannes Nepomuk (Patron des Beichtgeheimnises und der glücklichen Rückkehr).

 


Raudnitzer Brücken

Die steinerne Raudnitzer Brücke war die drittälteste steinerne Brücke in Böhmen (nach der Judita-Brücke in Prag und der Brücke in Písek) und wurde auf Kosten des Prager Bischofs Jan IV. von Dražice aufgebaut, der die Idee der Verbindung der beiden Elbufer wahrscheinlich während seinem Aufenthalt in dem südfranzösischen Avignon am Papsthof gewann, ob nicht noch früher. Der Bau der Brücke wurde dann erfolgreich im Jahr 1340 vollendet. Als Erbauer der Brücke gilt Meister Wilhelm, während dessen Tätigkeit in Roudnice im Jahr 1333 zwei Pfeiler und ein Gewölbe vollendet wurden. Dann kehrte sich Meister Wilhelm zurück in seine Heimat und an der Brücke arbeiteten schon erfahrene heimische Bauer. Die erste Prüfung erlebte die Brücke kurz nach ihrer Vollendung. Während der Frühlingsflut im Jahr 1342 kam es zu einem Ansturm der Eisblöcke, die z. B. die Judita-Brücke in Prag beschädigten. Die Raudnitzer Brücke überstand doch glücklich diese Flut. Für nächste 200 Jahre sind die Nachrichten über die Brücke unsicher. Es ist gewiss, dass über sie die Heere von Jan Žižka von Trocnov oder von Georg von Podiebrad marschierten. Die erste konkrete Nachricht bezieht sich zum Jahr 1540, wann die Brücke schon ganz verkommen war. Deshalb wurde eine Renovation von Karel Dubanský von Dubany durchgeführt. Weitere Nachrichten zu der Renovation der Brücke beziehen sich zu Jahren 1575 – 1592, also zum Wirken von Wilhelm von Rožmberk. Ähnlich wurde die Brücke in Jahren 1621 – 1623 rekonstruiert, also in der Zeit, in der Zdeněk Vojtěch von Lobkowicz der Besitzer der Raudnitzer Güter war, der in dieser Zeit in Wien lebte und der nachdrücklich in seiner Korespondenz den Raudnitzer Hauptmann aufforderte, dass er sich um die Instandsetzung des wichtigen Verkehrsweges kümmerte. Zum Jahr 1625 ist in Quellen ein groβes Frühlingshochwasser erwähnt, das aber die Raudnitzer Brücke problemlos überstand. Trozdem sehen wir, dass die Brücke mindestens dreimal während 100 Jahre rekonstruiert wurde und das als Folge der Fluten, die auf diesem damals nicht geregelten Lauf der Elbe bestimmt öfter waren als in der Gegenwart. In dieser Zeit war ein Teil der Brücke wahrscheinlich schon hölzern. In folgenden Jahren spielte die Brücke eine groβe Rolle, weil sie zu den wichtigsten strategischen Punkten in Böhmen während des dreiβigjährigen Krieges gehörte. Deshalb wurde sie Opfer ihrer militärischen Bedeutung. Zuerst wurden hölzerne Bestandteile während des sächsischen Einmarschs verbrannt und Zerstörungswerk wurde dann im Jahr 1634 durch Marschal Bannér vollendet, weil die Brücke völlig zerstört wurde. Die neue Raudnitzer Brücke wurde dann erst in Jahren 1909 – 1910 aufgebaut. Damit wurde auch die wasserwirtschaftliche Regulierung des Flusses durchgeführt. Es verliefen auch die Bearbeitungen des Brückenkopfs, die am linken Ufer wesentlich das Aussehen der Stadt veränderten. Unter dem Schloss wurde eine Rampe erbaut, auf der ein Mautnerhäuschen steht, und hierher wurden auch die Gedenktafeln gesetzt. Gegenüber dem Häuschen wurden die Čechie-Statue und Statue des tschechischen Löwen errichtet, die die damalige Position der Stadt an der tschechisch-deutschen Grenze symbolisierten. 


St.-Adalbert-Statue

Das Werk des Bildhauers Stanislav Hanzík wurde im Jahr 1996 im unteren Teil des Karlsplatzes enthüllt. Die St.-Adalbert-Statue ist so situiert, als ob der Heilige zu der ehemaligen Furt über den Fluss Elbe auf seinem Weg nach Pommern ginge. St. Adalbert war der böhmische Bischof und starb wie ein Märtyrer auf seinem Missionsweg im Jahr 997. Heute gilt er als der erste tschechische Europäer.

 


Pestsäule und St.-Lorenz-Statue

Die Säule mit der St.-Lorenz-Satue (Patron des Weins) wurde auf dem Raudnitzer Platz im Jahr 1738 zum Ausdrücken des Danks für das Abkehren der Pestepidemie errichtet.

 


Jan-Hus-Denkmal

Im Jahr 1925 wurde in Roudnice nad Labem „Verein für den Aufbau historischer Denkmäler“ gegründet, dessen Initiator Lehrer Antonín Herynk war. Sein ursprüngliches Ziel war, für die Stadt ein paar Denkmäler bedeutender Persönlichkeiten aufzubauen, wie z. B. für J. A. Komenský oder Jan Hus. Während ein paar Jahre seiner Tätigkeit wurde nur eine Statue enthüllt, und zwar im Jahr 1928 die Jan-Hus-Statue. Ihre künstlerische Gestaltung wurde einem Schüler von Stanislav Sucharda in Auftrag gegeben, und zwar dem akademischen Bildhauer Rudolf Březa. Die Plastik ist aus Bronze abgegossen und steht auf einem prismatisch gegliederten Granitsockel, dessen Ostseite mit einem Bronzenrelief, das einen Hussitenpriester darstellt, bestückt ist.

 


Raudnitzer Judenfriedhöfe

Der erste jüdische Friedhof war vielleicht auf dem Platz des Gardens des früheren Kapuziner Klosters südöstlich vom Schloss. Er wurde in unbekannter Zeit gegründet und nach dem Jahr 1613 beseitigt. Einige Grabsteine wurden auf den zweiten Friedhof übertragen. Der zweite Friedhof befindet sich in Třebízský-Straβe im nordwestlichen Stadtteil. Er wurde im Jahr 1613 gegründet und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verwendet. Auf der Fläche von 4473 m2 überlieferten sich fast 1700 Grabsteine, der älteste aus dem Jahr 1611 (übertragen) und der jüngste aus dem Jahr 1896. Dieser Friedhof stellt eine äuβerst wertvolle Lokalität mit vielen Barock-, aber auch noch Renaissancegrabsteinen dar. Das frühere Totengräberhaus diente früher zum Wohnen, heute ist es verlassen und Wagenremise ist als Garage benutzt. Im oberen Teil wurde im Jahr 1999 ein neuer Eingang erbaut und am Anfang des Jahrs 2002 wurde aus dem ganzen Areal die dichte Vegetation beseitigt. Der dritte Friedhof ist 600 m westlich von dem zweiten situiert, am Ende des Weges zum Kommunalfriedhof. Gegründet wurde er wahrscheinlich im Jahr 1890. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde er demoliert, fast gänzlich wurde die Mauer abgebaut, die meisten Grabsteine verschwanden (1985) und das im maurischen Stil aufgebaute Trauzimmer mit der Kuppel und den tschechischen und hebreischen Texten an den Wänden des Innenraums brannte aus. Im Areal von Gröβe 4679 m2 überlieferten sich nich ganz 10 Grabsteine aus Jahren 1899 – 1943. 


St.-Rosalia-Kapelle

Auf einem freien Platz hinter dem jüdischen Stadtteil in der Nähe vom Weg nach Hrobce, Židovice und Doksany wurde im Jahr 1718 eine Kapelle erbaut, die als Mahnmal der Pest in Roudnice im Jahr 1713 dienen sollte. Damals aus ursprünglichen 1672 Bewohnern (ohne Siedler der jüdischen Herkunft) blieben nur 994 Bewohner. Was die Bürger der jüdischen Herkunft betrifft, lässt sich voraussetzen, dass ungefähr 250 Juden in Roudnice lebten (nach der Anzahl 51 Häuser, die sie besaβen). Das Projekt der Kapelle bestellte das Raudnitzer Bürgertum beim Fürstenarchitekten Antonín Ritz. Der Bau wurde aber in viel bescheidener Form realisiert als die früheren Pläne. Die Kapelle wurde erst im Jahr 1926 ausgeweiht.

 


Museum der tschechoslowakischen Befestigung Roudnice n. L.

In der Vorkriegstschechoslowakei wurde mit dem Aufbau der Feldbefestigung angefangen. Bestandteile des Befestigungssystems waren auch leichte Festungen Typ 37, imVolk „řopík“ genannt. In Roudnice begann man im Jahre 1937 zu bauen, den Bau realisierte Firma R. V. Svoboda. In Auftrag gegeben und ausbetoniert wurden 81 Objekte des Ausschnitts C10 Roudnice n. L. Dieser Ausschnitt sollte dem Übergang des Flusses Eger und dem weiteren Vormarsch nach Roudnice und Prag verhindern. Im Jahr 1998 wurde Klub der Freunde der tschechoslowakischen Befestigung Roudnice n. L. gegründet. Die Klubmitglieder begannen den Bunker an der Kreuzung in der Nähe von der St.-Wenceslaus-Kapelle zu reinigen, zu reparieren und auszurüsten. Es geht um Typ A-160 Nummer ŘOP 16, der am 18. 6. 1937 erbaut wurde. Heutzutage ist die Rekonstruktion schon beendet und der Bunker ist in der Gestalt aus dem Jahr 1938. Gelegentlich oder an Staatsfeiertagen wird er für die Öffentlichkeit geöffnet. 


Kino Sokol

Die urprüngliche Idee, einen Kinosaal zu erbauen, war mit der Absicht des Turnvereins Sokol verbunden, eine stabile Quelle der Geldeinnahme für den Aufbau der Turnhalle zu gewinnen. Diese Idee begann allmählich seit dem Jahr 1926 realisiert zu werden, nachdem sich der Verein um Konzession für den Biografbetrieb beworben hatte. Im Januar 1927 auf der Hauptversammlung wurde der geplante Aufbau erlaubt. Mit der Projektdokumentation wurde einer der Bahnbrecher der tschechischen modernen Architektur beauftragt, ein Schüler des Prof. Jan Kotěra, akad. Arch. Kamil Roškot. Dank der Weisheit der damaligen Sokolmitglieder kann Roudnice mit einem einzigartigen, stilreinen, funktionalistischen Gebäude prunken. Zu der Realisation des monumentalen, fast 117 m langen Anbaus der Turnhalle kam es aber niemals. Sie blieb nur als Plan, wieder vom Arch. Kamil Roškot. 


Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder

Im Jahr 1900 begann die Kirchengemeinde in Roudnice, aufgrund der finanziellen Zusagen und Spenden vor allem aus Deutschland den Aufbau der eigenen Kirche zu erwägen. In dieser Sache engagierte sich vor allem Pfarrer Zimmermann aus dem Rheinland. Er organisierte Sammlungen in Deutschland und vermittelte Kontakt mit Spenderinnen aus dem Rheinland, die sich dazu entschlossen hatten, für den Aufbau der Kirche 10 000 Mark zu spenden. Sie hatten nur eine Forderung, die Kirche nach deutschen Plänen aufzubauen. Das führte letztendlich zur Entscheidung, dass der berühmte deutsche Architekt Otto Kuhlmann Autor der Kirche wurde. Firma Kohlík-Plechatý wurde mit der Erbauung beauftragt und Ing. Josef Záleský hatte die Bauaufsicht. Aus finanziellen Gründen wurde auf den Anbau des Turms und der Pfarre verzichtet. Der Haushalt wurde auf 45 000 Kronen aufgezählt. Die Erbauung der Kirche begann am 8. August 1908. Unter der Aufsicht von Ing. Záleský wurde der Bau noch im Winter des gleichen Jahrs beendet. Im Juli 1909 wurde der Vorschlag akzeptiert, die Kirche zum Andenken von Jan Hus als „Bethlehemkirche“ zu benennen. Die feierliche Versammlung und Ausweihung der Kirche fand am 10. Oktober 1909 statt. Im Juli 1938 wurde entschlossen, an die Kirche einen Turm mit drei Glocken anzubauen. Der Turm wurde nach Plänen des Architekten Kozák erbaut und mit dem Bau wurde Firma Hádl-Hájek aus Roudnice beauftragt. Die Glocken goss Firma Matoušek aus Brno ab. Der Turm mit den Glocken sollte zum 20. Jahrestag der Republik, das heiβt am 28. Oktober 1938, fertig sein, aber nach der Okupation kam es zu Verzögerungen, so dass die Glocken erst am 21. Dezember 1938 geliefert wurden. Das reichte dazu, dass sie noch in diesem Jahr zum ersten Mal aus dem neuen Turm zu Weihnachten erschallten. Während des Kriegs verlor aber der Turm seine zwei Glocken. Die Gemeinde musste sie für Bedürfnisse der deutschen Armee abgeben. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs gelang es, die kleinere Glocke, die bis heute zu Erschallen benutzt wird, zu retten (mit der bezeichneten Widmung zum 20. Jahrestag der Republik).